Angeln Sie sich Ihr Urlaubsglück!

Rund um die wunderschöne kroatische Adria-Insel Krk tummeln sich Schwärme von Fischen. Auch Anfängern gelingt der Fang von köstlichen Doraden oder Meeräschen. Wir verraten die Tricks, um sich mit regionalen Ressourcen aus den Küstengewässern selbst versorgen zu können.

Text: Sven F. Goergens

Die geschwungene Mole im kleinen Fischerhafen von Vrbnik im Osten von Krk ist ein guter Angelplatz mit rundherum tieferem Wasser. Foto: Raffaella Gehrke

Eröffnet sich durch die Windschutzscheibe nach knapp fünfstündiger Autoreise von München das erste Mal die Aussicht auf die zerklüftete kroatische Adriaküste, liegt das Urlaubsglück in Reichweite. Dreißig Minuten später rollen wir über die Krk-Brücke, eine kühne Konstruktion aus zwei über knapp eineinhalb Kilometern gespannten Stahlbetonbögen, die seit 1980 das Festland mit Kroatiens nördlichster Insel verbindet.

Nur zwei Farben benötigt diese Kulisse für ihren grandiosen Anstrich: das tiefe Blau des Meeres und das in der Sonne gleißende Weiß der nackten Karstlandschaft, die seit Jahrtausenden dem Salz und der aus dem Norden wehenden Bora ausgesetzt ist.

Es duftet nach Lavendel und Rosmarin, der hier allerorts wild in mannshöhen Büschen wuchert. Wir werden für den „Tau des Meeres“ – so die Übersetzung des aus dem Latein stammenden Kräuter-Namens – die kommenden Tage in unserer kleinen mediterranen Küche noch reichlich Verwendung haben.

Unterhalb der spektakulären Krk-Brücke finden Sie gute Fangplätze. Ein Boot werden Sie nicht brauchen, auch vom Ufer aus können Sie die Fische anwerfen. Foto: Anze Osterman

Beste Reisezeit: Frühjahr und der Herbst

Die etwas über 400 Quadratkilometer große Insel Krk liegt in der Kvarner Bucht, rund 17 000 Meschen leben ständig auf ihr. Im Sommer viel mehr, denn dann kommen zuhauf Bayern, Italiener, Österreicher, Slowaken. Insgesamt knapp 14 Millionen Urlauber zieht es jede Saison nach Kroatien, längst eines der beliebtesten Sommerziele Europas.

Krk macht da keine Ausnahme. Kinder, Hunde, Mamas und Papas planschen im seichten Wasser der hübschen Buchten, vom auch international bedeutenden Yachthafen in Punat schippern täglich hunderte Boote durch die enge Bucht aufs Meer und auf den Campingplätzen brutzelt man dicht an dicht Cevapcici.

Ganz anders im späten Herbst oder jetzt im Frühjahr: Als wir ankamen, noch fröstelnd vom nicht enden wollenden bayerischen Winter, empfingen uns südliche Sonne, verschlafene Hafenörtchen, kaum befahrene Küstenstraßen mit spektakulären Kehren und Ausblicken sowie ein Heim in einem alten Steinhaus mit Garten voller knospender Feigenbäume.

Die Perle von Krk: der mittelalterliche Küstenort Vbrnik

Quartier bezogen haben wir in Vbrnik an der Ostküste Krks. Das 1200-Seelen-Dorf thront auf einem Felsen über einer tief eingeschnittenen Bucht. Der hoch aufragende venezianische Glockenturm ist das Wahrzeichen des mittelalterlichen Ortes, seine labyrinthischen, autofreien Gassen zwischen sorgfältig restaurierten Natursteinhäuser sein besonderer Charme.

In unserem Garten mit Blick auf Bucht und Kirchturm steht ein gemauerter Feuerplatz mit Grill-Schale und Rost, einen großen Holztisch mit Stühlen gibt es auch.

Abkühlung: Am Angelplatz gleich ein Sprung ins Blaue. Foto: Raffaella Gehrke

Warum rund um Krk so viel Fisch schwimmt

Wir wollen uns so weit wie möglich selbst versorgen. Gar nicht so schwer, denn in den Küstenwassern rund um Krk schwimmt jede Menge Fisch. Gründe für die erfreuliche Erholung der Bestände gibt es mehrere: Der Fischreichtum von Krk, insbesondere in der Bucht von Punat im Westen der Insel, geht wohl auf das Ausbaggern der Fahrrinne zurück, den die Marina 2010 veranlasste, um auch von Yachten mit mehr Tiefgang angelaufen werden zu können.

Seitdem strömt frisches Wasser tiefer in die Bucht hinein, bei günstiger Windrichtung kommt es zu einem umfassenden Wasseraustausch zwischen dem offenen Meer und den Uferbereichen. Aber die Vertiefung der Rinne hatte noch einen anderen positiven Effekt: Durch den Aushub des Meeresgrunds wurden die verkrusteten Bodenstrukturen gelockert und für viele Kleinorganismen und Nährtiere der Fische wieder durchlässig und bewohnbar. Seitdem ist beispielsweise die vorher äußerst rare Steckmuschel wieder in großer Zahl zurück.

Das Hafenörtchen Stara Baska liegt nahe der Südspitze der Insel Krk. Der dortige Strand sowie die Mole sind vielversprechende Reviere. Foto: CS

Trotz des üppigen Fischvorkommens rund um Krk in der Kvarner Bucht besuchen bisher nur wenige ausländische Angler das wunderbare Urlaubsrevier. Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Populationen der meisten Meeresfischarten seien zusammengebrochen. Auch der in München wohnende Kroate Alenko Franolic, der die Gewässer rund um die Inseln Krk, Pag und Cres seit seiner Kindheit als Schnorchler, Angler und Bootsfahrer erforscht, berichtet, dass die Schwärme erst in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren zurückgekehrt seien. „Unser Meer ist wieder quicklebendig“, sagt er glücklich. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meiner Kindheit so viele Fische gesehen und gefangen habe wie heute.“

Paradoxerweise hat auch der zunehmende Tourismus in Kroatien zumindest teilweise positiven Einfluss auf das Unterwasserleben der Adria. Vor allem während der Sommermonate verzichten immer mehr Einheimische ganz auf den Fischfang. Sie vermieten ihre Boote lieber für lukrative Ausflugsfahrten oder betreiben Tauchschulen und Strandbars. So bleiben die Fische in Küstennähe über Monate nahezu unbehelligt.

Eine hübsche Dorade in Portionsgröße hängt an der Leine. Video: CS

Doraden als Kulturfolger

Viele Fischarten profitieren auch vom regen Badebetrieb. Insbesondere Arten wie Meeräschen, Goldstriemen und verschiedene Brassen (Doraden) haben sich längst an die Beunruhigung ihres Lebensraums gewohnt. Das aufgewühlte Wasser eröffnet ihnen sogar neue und leicht zugängliche Nahrungsquellen. Krebschen, Garnelen und andere Kleintiere werden durch watende und planschende Badende aufgewirbelt und leichte Beute für die Fische.

Fischarten wie die Meeräsche und die Brandbrasse haben sich längst zu findigen Kulturfolgern spezialisiert, die gezielt die Nähe der Menschen suchen. Schließlich fällt in Yachthäfen oder an Badestränden regelmäßig Essbares ins Wasser, seien es die Reste aus der Kombüse oder der aus der Hand geglittene Kinderkeks.

Möchte man sein tägliches Mittag- und Abendessen mit köstlichen Doraden oder Meeräschen bereichern, muss der Ufer-Angler aber einige Kniffe kennen. Denn die Fische in Strand- oder Hafennähe sind gewieft. Die auf Sicht jagenden Doraden mit ihren großen Augen erkennen im klaren Wasser Haken und Leine und machen meist einen großen Bogen um den ausgelegten Köder.

Brot bringt die Fische in Not

Der Schlüssel zum Erfolg heißt Brot. Am besten frisches Weißbrot, das es in jeder Dorfbäckerei günstig gibt. Von einem Laib Brot bricht man ein semmel-großes Stück ab und klappt die beiden Krustenseiten nach innen, so dass man eine weiche, weiße Brotrolle erhält. Um den Brotköder wickelt man nun eine monofile Angelschnur, an der im Abstand von etwa 15 Zentimeter acht, neun Haken der Größe 10 geknüpft sind. Zuletzt mit der freibleibenden Schnur eine Schlinge ums Brotstück ziehen. Anschließend wird die Montage mittels sicherer Knoten an der Hauptschnur befestigt.

Ideale Voraussetzungen für den Fischfang mit der Brot-Technik ist ablandiger Wind und gekräuseltes oder welliges Wasser. Sie brauchen vom Strand oder einer Mole nicht mehr als zehn oder 20 Meter weit werfen. Das mit den Haken umwickelte Brot treibt auf der Meeresoberfläche immer weiter hinaus, achten Sie dabei, den Bügel der Rolle aufzuklappen, damit ausreichend Schnur frei wird.

Meist schon nach wenigen Minuten entdecken die knapp unter der Oberfläche patrouillierenden Brassen, Meeräschen oder Goldstriemen den Köder. In großer Zahl fallen sie über das Brot her, die Haken in ihm bleiben ihnen bei unruhigem Wasser meist verborgen. Fontänen spritzen rund um das Brot auf, ein Zeichen, dass nun auch größere Fische am Werk sind.

Hat sich ein Fisch beim gierigen Mahl in der Haken-Girlande verfangen, bemerken Sie das sofort: Die Schnur fliegt meterweise von der Rolle, weil der gehakte Fisch nun schleunigst das Weite sucht. Jetzt klappen Sie den Bügel zu und stellen die Bremse ihrer Stationär-Rolle weich ein. Es gilt, den kampfstarken Fisch langsam zu ermüden, nur so gelingt es Ihnen, die Beute ohne Schnurbruch sicher am flachen Strand anzulanden. Angeln Sie von einer Mole, ist ein Kescher zum Herausheben des Fisches unabkömmlich.

Angeln ohne Angelschein

Das Angeln mit dieser Montage erlernen auch Anfänger sehr schnell. Und der rasche Erfolg steigert die Motivation. Nicht fischende Partner sonnen sich derweil am Strand oder spielen mit den Kindern, die gesamte Familie ist glücklich.

Die beste Nachricht dabei: In Kroatien benötigen Angler anders als in Deutschland keinen Angelschein. Lediglich eine Tageskarte (rund 8 Euro), die es überall in den Hafenorten von Krk am Kiosk oder im einem Fremdenverkehrsamt zu kaufen gibt.

Tipps zur Zubereitung

Wir erbeuteten in unserem kurzen Urlaub auf Krk mehrere Doraden mit rund 500 Gramm und eine weitaus größere Meeräsche. Beide Arten eignen sich bestens für die Zubereitung auf dem Rost: Kleinere Exemplare können Sie am Stück grillen. Zuvor bitte gründlich schuppen und die Innereien aus der Bauchhöhle entfernen. In den aufgeschnittenen Bauch nun ein Zweig Rosmarin legen, dazu eine Zitronenscheibe, sowie Salz und Pfeffer. Den Fisch auf dem Grill ein- oder zweimal wenden. Fertig!

Größere Fänge filetieren Sie besser. Dazu braucht es ein spitzes, scharfes, dünnes Messer. Stechen Sie hinter dem Kopf vom Rücken her ein und führen die Sie die Klinge entlang der Wirbelsäule des Fisches. Trennen Sie den Kopf ab. So erhalten sie ein perfektes, grätenarmes Filet. Verfahren Sie auf der Rückseite des Fisches ebenso. Nun sind es zwei Filets.

Größere Fänge sind fürs Durchgaren auf dem Grill besser zunächst zu filetieren. Hier ein Teller mit Doraden- und Meeräschen-Filets. Foto: SFG
Tagesfang: Zwei silbrige Doraden (Brandbrassen) warten auf den Grill. Foto: SFG

Süffiger Zlahtina

Krk hat außer fangfrischem Fisch noch andere regionale Köstlichkeiten zu bieten. Ganz besonders geschmeckt hat uns der Insel-Wein: Die Rebsorte Zlahtina wird ausschließlich im sonnigen Tal nahe Vbrnik angebaut. Der leichte Wein hat eine strohgelbe Farbe und ein sanftes Aroma. Fast jede größere Familie im Ort Vbrnik besitzt einen Anteil der Weinbaufläche und keltert, sei es für den Eigenbedarf oder für den Verkauf, Zlahtina-Weine. Erhältlich ist der Wein vom Fass gleich vor Ort. Am kleinen Fischerhafen von Vbrnik, in einem urigen Kellergewölbe füllen Ihnen Mitarbeiter der Genossenschaft den Wein in Gebinde zwischen fünf und zehn Liter ab. Literpreis ab 3,30 Euro.

Gerne hätten wir von unserem Weinvorrat ein paar Flaschen nach Hause gebracht. Leider war die Gallone mit dem süffigen Zlatinha – ein perfekter Begleiter zum Meeresfisch – nach unseren sonnigen Grill-Partys im idyllischen Gärtchen vollends ausgetrunken.

Tipps für die Angel-Montage

1 Einfachhaken der Größe 10 bis 12 mit Öse zum einfachen Anknüpfen
2 Endhaken, mittels festen Knoten gesichert
3 Monofiles Schnurstück, 0,30 mm, 1,5 Meter länge. Linkes Ende bleibt zum Anknüpfen an Hauptschnur frei

Herstellung einer Hakenkette

Knüpfen Sie an ein etwa 1,5 Meter langes monofiles Schnurstück in Abständen von ca. je 10 cm acht bis neun Haken. Für die inneren Haken reicht ein simpler Doppelknoten. Anfangs- und Endhaken mit Blutknoten sichern.

Nach Fertigstellung der Hakenkette verbinden Sie sie mit der Hauptschnur Ihrer Angel, am besten mittels Chirurgenknoten.

Beködern der Montage

Von einem länglichen Weißbrot ein handbreites Stück abbrechen, die beiden Krustenseiten nach innen wenden, sodass Sie eine weiche, weiße Brotrolle erhalten.

Die Hakenkette mit straffem Zug um die Brotrolle wickeln und die Haken versteckt ins weiche Brot eindrücken.

Zuletzt mit der freibleibenden Schnur eine Schlinge um dem Köder ziehen. Anschließend mit Hauptschnur verbinden.

Packliste

  • Feste Wasserschuhe zum sicheren Laufen und Waten am kiesigen Strand
  • Polarisierte Sonnenbrille: Hilft beim Sichten der Fische
  • Steckrute 2,70 bis 3 Meter lang, Wurfgewicht 50 bis 100 Gramm.
  • Salzwasser resistente Stationärrolle mit 150 Meter monofiler Schnur (0,30 bis 0,35 mm)
  • Ersatzschnur, auch zum Knüpfen verschiedener Montagen: 0,30 mm, monofil, 100 Meter
  • 50 Einfachhaken mit Öse am Schaft, Hakengröße 10 bis 12.
  • Schnurstopper zum Aufziehen auf die Hauptleine
  • Spaltbares-Klemmblei (Sortiment)
  • Wasserkugel transparent, Durchmesser 5-7 cm
  • Kescher mit längerem Stiel

Versorgen Sie sich für Ihre Angelausflüge an die Molen von Punat, Stara Baska und Vbrnik oder an die vielen Kiesstrände reichlich mit Brot (am besten kiloweise). Mitunter brauchen Sie es auch zum Anfüttern. Brotstücke ohne Haken, hinaus aufs Meer geschleudert, locken die Fische an. Anschließend platzieren Sie per Wurf mit der Angelrute das Haken-Brot oder die Wasserkugel mit Brotkrümel zwischen den Futterplätzen. Petri Heil!

Beim Blick aufs Meer von der Ostküste Krks ist das Festland von Kroatien stets in Sichtweite. Foto: CS

1 Hauptschnur, monofil, 0,30mm
2 auffädelbarer, verstellbarer Schnurstopper
3 Wasserkugel transparent, 5 bis 6 cm Durchmesser
4 Klemmblei
5 Einfachhaken Größe 12

Angel-Technik mit Wasserkugel

Insbesondere die Oberflächen-Fische sind hakenscheu und sehen hervorragend. Manchmal ist es dennoch effizient ein kleines Brotkügelchen, fest angedrückt um den Haken ein, zwei Meter unterhalb der Wasseroberfläche anzubieten. Besonders dann, wenn Sie am Fangplatz schon zuvor mit Brot angefüttert haben und die Fische bereits fressen. Als Schwimmer, Bissanzeiger und Wurfgewicht verwendet man eine unauffällige, durchsichtige Wasserkugel (idealerweise zur Hälfte gefüllt).

Grosskopfmeeräsche (Mugil cephalus) Maximale Größe 40 – 70 cm.
Brandbrasse, auch genannt Dorade (Oblada melanura) Maximale Größe 25 – 35 cm

Erprobte Fangplätze auf Krk

  1. Enger Meeres-Kanal unterhalb der Krk-Brücke. Angelrevier mit spektakulärem Panorama
  2. Mole von Vrbnik: idyllisches, bequemes Revier. Aber nicht immer erfolgreich.
  3. Meerenge in der Bucht von Punat. Unser Favorit für große Doraden und Meeräschen.
  4. Fischerdorf Stara Baska: Mole sowie Strand empfehlenswert. Auch der traumhafte, 1,5 km südlich gelegene Strand “Zala-Beach” verspricht Beute.
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