Bienen finden in den Isarauen fast perfekte Lebensbedingungen – und danken es mit einem besonderen Isarhonig. Imker Markus Graf aus Bad Tölz und Hans Georg Oswald am nördlichen Unterlauf der Isar bei Landshut berichten.
Text: Kristina Funk
Die Leichtigkeit des Auwaldes und der offenen Flusslandschaft, dazu die dezente Süße der Wildblumen – das mache den Geschmack des Honigs aus dem Isarhügelland aus, beschreibt Hans Georg Oswald aus Pfeffenhausen: Es sei „ein typischer Frühlingshonig.“ Oswald ist Herr über zwei bis drei Millionen „Isarbienen“, die sich in der Weichholzaue der Isar sichtlich wohl fühlen. „Im Frühjahr liefern die Auwälder mit Schneeheide, Erle, Pappel und vor allem Weiden die wichtige Energie für den Aufbau der eigenen Population“, erklärt Markus Graf aus Bad Tölz und der Pfeffenhausener ergänzt: „Weiden sind das Super-Food der Bienen.“ Sie enthielten etwa dreimal mehr Eiweiß als Rindfleisch – und das Eiweiß sei wiederum wichtig für die Bienenkönigin, die gut genährt mehr Eier lege aus denen dann die Flugbienen schlüpfen. Wie wichtig eine große Menge an Flugbienen ist, verdeutlichen diese Zahlen: Für ein Glas Honig müssen Bienen 50 000 Kilometer weit fliegen. Eine Biene produziert dabei während ihres gesamten Lebens etwa ein Gramm Honig. Je mehr Bienen, desto mehr Honig.
Ohne Wald keine Bienen
Denkt man an Bienen, sieht man sie vor dem geistigen Auge für gewöhnlich über eine grüne Wiese tanzen und von Blume zu Blume fliegen. Doch eigentlich mögen die summenden Gesellen Wälder und Bäume lieber. Die Isarauen, „der letzte Rest Dschungel“ wie Oswald sie nennt, bieten eine perfekte Umgebung für die schwarzgelben Honiglieferanten. Denn die Wildnis der Aue ist fast überall Naturschutzgebiet und das Halten von Bienen auch nicht überall erlaubt. Dazu entstehen dank der fortschreitenden Renaturierung an der Isar wieder zahlreiche Kanäle sowie Seitenarme, das Ufer wandelt sich vom befestigten starren Bett hin zu weichem Boden und mit den vermehrten Überschwemmungen dieses Gebiets siedeln sich vermehrt Pflanzen und Tiere an. „Wo Wasser ist, ist Leben“, fasst Oswald zusammen. Auch wenn er wegen dieses Wassers seine Bienen einmal fast verloren hätte: Ein Isarhochwasser überschwemmte den Standort seiner Stöcke. Bauchtief stand er am Ende im Wasser. Doch dank seines beherzten Eingreifens und vor allem das der 20 alarmierten Feuerwehrleute konnten die Stöcke auf Sandsäcke aufgebockt und so die Bienen gerettet werden.
Ein Isar-Waldhonig wäre legendär
Bis zu zehn Kilometer entfernen sich Bienen von ihrem Stock, um nach Pollen zu suchen. „Weil die Isar jetzt nicht so breit ist, sind sie auch in den Fichten- und Buchenwäldern an den Isarhängen unterwegs“, erklärt Oswald und Graf bestätigt, dass auch Ahorn und Birke ebenfalls angeflogen werden – oder Linden, die vor allem in den urbanen Siedlungen mit parkähnlichen Strukturen zu finden sind. „Was noch möglich wäre, wären Eichen und Eschen. Aber die Hartholzaue gibt es kaum mehr“, bedauert Oswald. „Das wäre ein fantastischer Honig geworden!“
Dass der Weichholzaue und vor allem den Weiden nun nicht ein ähnliches Schicksal droht – nämlich die rigorose Abholzung – dafür setzt sich Oswald ein. „Die Nahrungsbäume der Bienen müssen geschützt werden!“ Denn Bienen seien ja nicht nur dazu da, um für Menschen Honig zu produzieren, sie seien auch wichtige Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Und ohne Weiden verlören die Bienen wiederum ihre wichtigste Energiequelle – ein Teufelskreis, den es aufzuhalten gilt. Und zwar nicht nur wegen des einmalig guten Isarhonigs.
Neugierig geworden? Die beiden Imker betreiben jeweils einen Online-Shop: Unter www.bio-honig.com erhalten Interessierte den Honig und viele weitere Bienenprodukte von Hans Georg Oswald. Unter www.heimathonig.de finden Sie Markus Graf.